Da sich manche meiner Besucher gefragt haben, was dieser andere Tee ist, den man in Marokko trinkt. Hier ein einfacher Beitrag zum Thema Sheba (شيبة) der Pflanze Artemisia absinthium (auf englisch wormwood). Die Pflanze trägt mehrere Namen, im Deutschen ist der gängigste Name für die Pflanze sicherlich Wermutkraut und deren Produkte (insbesondere hochprozentiger Natur, Stichwort Grünefee, Pernod) näher bekannt als Absinth oder Absinthkraut. Andere Namen sind Bitterer Beifuss oder Eisenkraut.
In dem Wermutskraut findet man tatsächlich auch die Substanz Absinthin mit 0,2 bis 0,28 % als Hauptkomponente vor, dieses ist aber nicht weiter wichtig. Wichtiger ist das psychoaktive Nervengift Thujon, welches in geringen Mengen auch im Wermutkraut/ Absinth aber auch in der vorzufinden ist.
Wieso trinkt man Sheba hauptsächlich in den kälteren Wintermonaten?
Kulturell interessant ist, dass man den Sheba Tee hauptsächlich in den Wintermonaten konsumiert. So wird dieser bis März, April konsumiert und dann wieder ab September, Oktober. Im Winter wird am wenigsten Marokkanische Minze und dafür mehr Sheba konsumiert, im Sommer ist es andersherum. Generell trinkt man Sheba auch eher abends, da es eine sedative/ entspannende bis leicht euphorisierende Wirkung hat.
Ich vermute dass geht einerseits auf die antidepressive Wirkung gegenüber den dunkleren Wintermonate zurück, aber auch darauf, dass die eigentliche marokkanische Minze in den Wintermonaten die nötige intensive Sonneneinstrahlung fehlt, wodurch ihre typische Wirkung schwächer ausfällt.
Der Geschmack und damit die positive Wirkung der marokkanische Minze ist neben der Bodenbeschaffenheit insbesondere auch stark von der Intensivität der Sonneneinstrahlung abhängig. Im Hochsommer erzielt man mit der aus Marokko importierten Marokkanischen Minze einen ähnliches bis identisches Aroma, wenn diese einer hohen und intensiven Sonneneinstrahlung ausgesetzt wurde.
Dies betrifft insbesondere in den Städten im Norden und in der Mitte wie Casablanca. Ich vermute daher, dass der marokkanische Minze Konsum im Vergleich zu Sheba im Winter gerade im Süden Marokkos weniger ist als in vergleichsweise Casablanca im Winter oder Herbst.
Zum Titelbild: Hier sieht man das Sheba, nachdem es für sechs Monate in ein Glas Wasser gestellt wurde. Es ist dafür relativ gut erhalten, jedoch darf man es nicht komplett austrocknen lassen. Das Wermutkraut hat keine Wurzeln ausgebildet, Stecklingsvermehrung ist prinzipiell möglich, aber wesentlich schwieriger als bei der Marokkanischen Minze.
Hier sieht man getrocknete Sheba. Dieses kann sehr einfach zu Tee verarbeitet werden. Jedoch sollte man frisches Sheba bevorzugen, weil die getrocknete Form relativ bitter ist und damit mit der Zugabe von reichlich Zucker ausgeglichen werden muss. Außerdem sollte man von der getrockneten Substanz nicht zu viel verwenden und dieses nicht zu lange ziehen. Nimmt man zu viel oder zieht dies zu lange, wird der Tee schnell ungenießbar bitter.
Das müssten drei bis vier Bund gewesen sein. Pro Bund hab ich ca. 10- 15 MAD gezahlt. Also entspricht dies einen Markt wert gegenüber Touristen in Marrakesch von rund 40- 50 MAD – und reicht bei seltenem Konsum von Sheba von maximal einmal pro Monat, sicherlich für mehrere Jahre. Ich glaube ist das Wermutkraut erst mal getrocknet, ist der Aromaverfall ist im Gegensatz zur Marokkanischen Minze nicht so relevant
Weiterführende Informationen: Hier folgen weitere neurochemische, toxikologische sowie weitere medizinisch relevante Aspekte.
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